Von der Idee bis zum fertigen Gemälde

Es ist ein komplexer Prozess bis ein Nix-Kunst Bild fertig gerahmt an der Wand hängt. Vieles sieht man nicht, wenn man "einfach nur" das Bild ansieht. Hier möchte ich den kompletten Entstehungsprozess aufzeigen und verdeutlichen, welch großer Aufwand hinter meinen Gemälden steckt
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1. Die Idee / Meine Interpretation der Geschichte
Es gibt zwei Wege die zu einer Bildidee führen. Zum Einen sind es Geschichten die mir selbst einfallen, Inspiration die ich im Alltag finde, Stories die ich höre und Lebensereignisse die ich selbst erlebe oder erlebt habe.

Als Zweites gibt es Lebensereignisse/Geschichten die mir direkt zugesendet oder erzählt werden. Die Geschichten die ich die letzten Jahren erfahren durfte, waren faszinierend, erschreckend und wunderschön wie das Leben selbst. Ich bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen, denn vieles das ich gehört habe, wurde oft das erste Mal erzählt und für viele war es eine "von den Schultern genommene Last", dass sie es endlich einer neutralen Person erzählen durften. Als sie dann ihr fertiges Bild in den Händen hielten war dies meist von Freudentränen untermalt, denn selbst wenn das Gemälde eigentlich eine traurige Geschichte erzählt, werden durch meine Bildsprache die postiven Aspekte herausgestellt. Wer fällt und wieder aufsteht wird stärker und kann stolz auf sich sein. Daran soll ein Nix-Kunst Bild erinnern. Drei Informationen sind für mich wichtig, wenn sie nicht von selbst aus der Geschichte schon vordefiniert sind.

Das Tier:
Welches Tier wird auf dem Bild gezeigt? Oft war es direkt ein Tier, dass dem Menschen geholfen hat, wenn dies nicht der Fall war, wird die Eigenschaft oder der Mensch der der entsprechenden Person geholfen hat von einem Tier symbolisiert. Mythologie, Fabel und wissenschaftliche Eigenschaften (z.B. Stärke, Kraft, Klugheit, Mut, etc.) von Tieren, dienen hier als Auswahlschlüssel.

Die Umgebung & die Umgebungselemente:
Die Umgebung ergibt sich fast immer aus der Geschichte, ist sie dennoch nicht definiert, wird eine passende "Location" von mir vorgeschlagen und kurz mit dem Kunde abgesprochen. Ähnlich verhält es sich mit den Gegenständen/Elementen die in die Umgebung eingeflochten sind. Der eigentliche Sinn wird erst in der Bildkomposition logisch und manchmal muss auch um die Ecke gedacht werden.
Wird beispielsweise ein Blitz der in einen Baum schlägt gezeigt, symbolisiert es im Beispiel "Brennendes Herz in Flammen" ein kaputtes Elternhaus und den Bruch in der Familie. Ich möchte, dass über die Bilder gesprochen und Dinge selbst interpretiert werden, auch das macht die Gemälde so besonders.

Die Farbe:
Bei drei Farben die ein Nix-Kunst Bild beinhaltet und bei dem zwei (schwarz/weiß) bereits vordefiniert sind, muss nur noch über die individuelle dritte Farbe entschieden werden. Dies kann entweder durch Farbpsychologie, persönliche Vorliebe oder auch ganz einfach durch den Raum in dem das Gemälde am Ende hängen soll entschieden werden. Hängt das Bild beispielsweise in einer hochwertigen, farbig perfekt aufeinander abgestimmten schwarz/roten Lounge sollte das Bild (außer es ist natürlich ausdrücklich erwünscht) nicht als Störfaktor im Raum hängen. In 95% der Fälle möchte der Kunde seine Farbe selbst bestimmen und es geht nur noch um Nuancen die abgesprochen werden müssen (siehe 4. Mischen der Farbe).


2. Collage / Illustration Digital
Ist die Idee im Kopf, ein Scribble erstellt und ich bin grob zufrieden, geht es an den digitalen Entwurf. Hier bin ich ganz Grafiker und gestalte am Rechner ein fertiges Motiv, spiele mit Formaten, teste wie es am besten wirkt (z.B. Quer- oder Hochformat) und verschiebe jedes Einzelelement bis es ein perfektes Ensemble ergibt. Meine Werkzeuge sind hier Adobe Illustrator, Photoshop und ein Wacom Intuos Zeichentablet. Wenn alles wie gewünscht sitzt, füge ich auf die illustrierte Zeichnung ein Profilportrait der gezeigtes Person via Bildbearbeitung ein. So wird das Gemälde individuell auf die entsprechende Person zugeschnitten und wird unverkennbar ihres/seines.


3. Bleistift-Zeichnung auf Papier
Hier verschmilzt digitales Artwork mit klassischer Malerei. Der Bleistiftentwurf entsteht. Verbindungen werden geschaffen - Tier > Mensch > Natur > Landschaft. Die genaue Verästlerung der Bäume, wohin geht welcher Schwung, wo ist ein Cut und wo läuft eine Form durch - wenn dies alles miteinander harmoniert geht es weiter mit der Definition der Farben. Bei zwei Farben (abgesehen vom weißen Hintergund) muss wohlüberlegt sein welches Element die Farbe A oder B bekommt. Ich male meist auf Acrylpapier 350gr+, das später auf Karton aufkaschiert wird.


4. Mischen der Farbe
Blau ist nicht einfach nur blau, daher mische ich die Farbe auch auf die genauste Nuance nach Wunsch - so wird aus blau: Ägptischblau, Alaun, Azurit, Eisenzyan, Indigo, Kobald, Ultramarin oder Waid - jede Farbe eine individuelle Farbmischung auf den persönlichen Geschmack perfekt abgestimmt. Wichtig ist einzig und allein, dass die Farbe einen Kontrast zum Schwarz bildet und nicht untergeht.


5. Mit Pinsel und Acryl
Das Gemälde entsteht - zuerst das Schwarz und danach die Farbe. Meistens benutze ich drei Pinselstärken. Einen haarfeinen Detailpinsel, einen normalen und einen breiten für die großen Flächen. Pro Bild werden neue Pinsel verwendet, diese bestehen aus synthetischen "Haaren", da dies dem nachhaltigen Leitbild von Nix-Kunst entspricht. Ist alles fertig, werden noch sichtbare Bleistiftüberreste wegradiert und das ganze Bild wird nochmal überprüft ob alles perfekt ist. Manchmal sind noch minimale Punkte in Weiß zu sehen, diese werden dann noch ausgebessert und das Bild ist bereit zum Rahmen.


6. Rahmen von Hand
Meine Bilder werden alle von mir selbst gerahmt. Mein Material bekomme ich von einem lokalen Rahmenbauer fertig lackiert in schwarz oder dunkelbraun. Grundsätzlich ist jede Farbe nach Wunsch möglich, jedoch favorisiere ich ganz klar die beiden genannten Farben, da sie meiner Meinung nach perfekt zu den Bildern passen. Zum Rahmen gehört: Bild auf Format schneiden, auf Karton/Rückwand aufkaschieren, einpassen und fixieren mit Klammern/Nageln.


7. Lyrik
Wenn das Bild fertig gerahmt neben mir steht verfasse ich das Bild in Worte und es entsteht ein Gedicht. Oft passiert dies erst Wochen oder Monate später, da ich ein Gedicht oft mehrere Male ändere und manchmal auch komplett verwerfe und neu anfange. Der Text muss das Gesehene auf den Punkt bringen und vom Lesefluß angenehm sein, nur wenn die Lyrik und das Gemälde eine Einheit bilden ist das Bild vollkommen.


Nix-Kunst heißt wie man sieht nicht "Nix-Arbeit" - ich hoffe ich konnte deutlich aufzeigen warum ein Gemälde von mir nicht einfach nur ein Bild an der Wand ist...